Christian Lippuner

Gedanken zum Bild «Sklaven virtueller Bereitschaft»

Ab wann werden Kunstschaffende zu Zulieferinnen und Zudienern einer Öffentlichkeit, die sie suchen und deren Rückhalt und Resonanz sie dringend brauchen? – Wo sie nähren, sich und andere, können sie vereinen und irritieren. Indem sie helfen, vermeintliche Kultureinbussen aufzudecken, vermögen sie Ängste vor Diversität und Kulturverlust aufzulösen. Indem sie sich um Werte und Gegenwerte kümmern und so Kritikfähigkeit schüren, bietet sich Gelegenheit, exemplarisch einem Ohnmachtsgefühl zu entkommen.

Kunst ist ohne Kunst nicht denkbar? Wir mögen uns im Kreise drehen, sind aber doch unabkömmlicher Teil zivilisatorischer Kreisläufe. Unser Beitrag, Ängste vor neuen Errungenschaften, vor Konzepten zukünftiger Denkweisen und Umwälzungen wie die allseitigen Digitalisierungsbestrebungen zu durchbrechen, ist von gegenseitiger Aufmerksamkeit und Wertschätzung abhängig. Damit der Mensch nicht überflüssig wird, wollen wir vorausahnen und erträumen, begreifen, anpassen und opponieren.

Weitere Überlegungen

Im ersten assoziativen Rausch gesprochen: Minenspiel wird zum entgeisterten Sachverhalt. Händeringend oder doch nur mittels kommoder Jonglage? Ein Mensch, abgezählt und auseinanderdividiert. Das Innere sich im konstruktiven Potenzial auflösend, im Hin und Her. Denken delegiert, im Ab- und Aufwärts seiner selbst kulturverlustig geworden. Buchstäblich, während ihm Dinge über wirkende Kräfte entgleiten, sich handkehrum Bodenständigkeit im Ausdruck der Kunst selbstgenügsam verflüchtigt. Doch und längst, aufgefächerte Gesichtszüge haben sich desktopartig verflacht.

Das Aussen gaukelt bequeme Euphorien vor. Dennoch: In der Allgewalt einsamer Schübe zum gesteuerten Betriebssystem mutiert. Wo Denken schleichend mit Gerätschaft verwächst, Algorithmen Entmündigung steuern, digitalisiert sich Menschentum. Aus Likes und Dislikes geboren. Es zersplitttert, das bisschen Realität. Bauscht sich auf im medialen Raum, zum Monster der Verwendung von Zeichen und Sprache. Wenn Kritik mit Technik verschmilzt, Nanocomputer mit der Geschwindigkeit von Blutkörperchen konkurrieren, greift der Gigant darauf zu. Auf die positive Utopie, auf das Selbst? (jstb)